DR.PHIl.I
KUNST- UND ARCHITEKTURHISTORIKERIN
AUTORIN
Andy Denzler

Denzler, Andy, Maler, Zeichner und Druckgrafiker. Malerei,

Zeichnung, Skulptur, Ölmalerei, Druckgrafik, Grafikdesign, *3.8.1965 in

Zürich, lebt in Zürich. Von 1981 bis 1985 studierte D. an der

Kunstgewerbeschule Zürich, Kunstlithografie,

Plakatdruck und Fotografie. 1986 Aufenthalt in Südafrika.

Ab 1987 visueller Gestalter in Zürich und freie künstlerische

Tätigkeit. Weitere Stud.: ab 1999 an der F+F Schule für Kunst

und Mediendesign Zürich, anschliessend an der University

of California, Los Angeles und 2000 im Art Center of Design

in Passadena/Calif. Wiederholte Aufenthalte in den USA prägen D.s

künstlerische Arbeit. 2006 schliesst er als Master of Fine

Arts im Chelsea College of Art and Design, London ab. – Ab 1990

entstehen grossformatige, abstrakte Acryl- und Ölbilder in hellen,

erdigen Farben. Unserer hektischen, ephemeren und digitalen Welt

hält D. im weiteren Schaffen sinnierende Menschen in Innenräumen

und in Landschaften entgegen. Sie scheinen sich in Bildräumen zu

bewegen, die durch viele, unterschiedliche, dünne Farbschichten oder

auch lackähnliche Lasuren aufgebaut sind. D. malt sie ganz klassisch,

fast fotorealistisch in Öl oder Acryl, in Farbschattierungen von

Schwarzweiss, Grau über Sepia zu Blau. In den American

Paintings von 2005 und den Urban Figures, 2007, die

anonyme Passanten zeigen, ist man an die frühe Malerei

Gerhard Richters erinnert. Die noch klar aufgebauten

Bildkompositionen durchpflügt D., noch bevor die Oberfläche

getrocknet ist, in horizontaler Richtung mit einer Rakel, um

die Konturen der Motive zu verzerren. Auf diese Weise erzeugt

  1. Bilder, die verwackelt oder verzogen erscheinen oder den

Eindruck erzeugen, als würden die Gestalten vorbeihuschen.

Da wüsste der Betrachtende nicht zu sagen, ob er die Gestalt

wahrgenommen hat, ob er geträumt hat oder ob ihm eine

Erinnerung etwas vorgegaukelt hat. Dieses

Phänomen bestätigt sich bei der Betrachtung der Porträts; überlagern

sich doch in der Erinnerung die Eindrücke einer Person und

interferieren mit eigenen Projektionen und Fantasien. Die

Bilder der Serie The Human Nature Project, 2010, in denen

sich D. mit der Beziehung von Mensch und Natur

auseinandersetzt, wirken wie Stills aus alten Videos. Die

Vorlagen stammen aus dem Internet und anderen Medien; oft

sind es auch selber geschossene Fotografien, welche D. am

Computer bearbeitet und so teilweise auch die Farbflächen

generiert. D. dekontextualisiert die Bilder, um sie von

identitätsstiftenden Szenarien und von Narrativen zu befreien.

Doch nicht Motiv oder Erzählung stehen im Vordergrund, sondern

Fragen der Malerei. Formal schweben die Bilder dank den

Überlagerungen auf verschied. Bildebenen zwischen

figurativen Konstellationen und abstrakten Zonen. Dank der Verzerrung,

scheinen die Figuren in ihrem Bewegungsablauf kurz

innezuhalten. Dies spricht von D.s Passion fürs Filmische,

während die undefinierbaren, flächigen Hintergründe und

die abstrakten, flimmernden Streifen Spuren von seiner jahrelangen

abstrakt-expressionistischen Malweise, respektive seiner

abstrakten Farbfeldmalerei zeugen. – BASEL, Sammlung Hoffmann-La Roche.

HONGKONG, Burger Collection KOBLENZ, Ludwig Museum.

LONDON, White Cube Collection; Los Angeles, The UBS Art Collection;

Schwäbisch Hall, Museum Kunsthalle Würth; WASHINGTON D.C.,

White House. Zürich, Credit Suisse; Zürich, The UBS Art Collection;

ZÜRICH, Zürcher Kantonalbank; Ludwig Museum, Koblenz, Germany;

Museum Klein, Eberdingen, Germany; Luciano Benetton Collection,

TREVISO, Italy; Denver Art Museum, Denver, USA, The Museum of

Contemporary Art in Montreal, Canada; Tel Aviv Museum of

Modern Art, Tel Aviv, Israel. – E: 2018, Wien, Kunstforum / 2019

2019, New York, Opera Gallery / 2021 London, Opera Gallery /

2022 Paris, Opera Gallery; Singapur, Opera Gallery; Antwerpen, VCRB Gall. –

G: Flux & Metamorphosis, Centro de Artes Contemporanea de Coimbra,

Coimbra, 2021. MISA. Van Ham Kunst_Halle, Wesseling. Zwischenzeit, Kunstwerk

Sammlung Klein, Eberdingen-Nussbaum. The Monaco Masters Show,

Opera Gallery, Monaco, 2020. Abstracting the Real, Opera Gallery, Geneva,

Fan Xiaonan; Images of the Society of the Spectacle, Beijing, Februar 2019;

Enguerrand Lascols, The Painter’s Room, Opera Gallery, Paris, Mai 2018.

Katie Shuff; Reality Glitch, Schön Magazine, Februar 2017. Noah Becker:

Suspended Reality, Opera Gallery NY, Katalog, Oktober 2016. Christoph

Tannert: The Granular Surfaces of Painting, Schultz contemporary, Berlin,

Katalog, November 2015.

 

In: Artists of the World. Internationale Datenbank bildender Künstlerinnen und Künstler. https://aow.degruyter.com. Walter DE GRUYTER GmbH, Berlin, 2023.