DR.PHIl.I
KUNST- UND ARCHITEKTURHISTORIKERIN
AUTORIN
Joan Hernández Pijuan — Obras del 1980 - 2005

Möchte man das Innenleben eines buddhistischen Mönches bildlich umsetzen, dann würden Bilder, wie der katalanische Künstler Joan Hernández Pijuan (1931 – 2005, Barcelona) sie schuf, vor unseren inneren Augen aufscheinen. Karg, monochrom, weit und lichtvoll. Mit Kohlestift gezeichnete archaische Zeichen, Ornamente und Gitterstrukturen herrschen vor, zuweilen sind Kürzel mit dem Pinsel auf zartes Papier gesetzt, oder ist der Bildgrund belebt von einem rudimentär dargestellten Baum. Andernorts definiert ein in einer Bildfläche gezeichneter ockerfarbener Binnenrahmen einen weissen, monochrom anmutenden Bildraum, der ein Fenster mit Blick auf eine Landschaft suggeriert. Pijuan war ausgesprochen inspiriert von der herben Schönheit Kataloniens; von der leeren, nur von einzelnen Bäumen durchsetzten Weite des Landes und des Himmels; ebenso von Bodenstrukturen als Folge extensiver Bewirtschaftung. In monochromen Farbüberlagerungen verschränken sich Erinnerungen an Landschaften mit Ornamenten von maurischen Bauten. Dank horizontal ausgerichteten, eng gesetzten Zickzackschraffuren erfüllt das grossformatige Ölbild «Ornamental Sobre Siena», 1993, den Galerieraum mit wellenartigen Vibrationen und leuchtenden Ockergelbtönen. Die Ausstellung offenbart, dass die minimalistisch anmutenden Werke poetische Beschwörungen einer Ur-Landschaft sind, die in uns allen noch schlummert.

Galerie Andres Thalmann, Zürich, bis 19.11.2022

www.andresthalmann.com