Hans Danuser —Der Fujiyama von Davos
Seit den Neunzigerjahren hat Hans Danuser, ein Wegbereiter der neuen Fotografie, mit einer von ihm entwickelten Methode analoge und digitale Fotografie, sowie farbige Malerei zu einer Synthese gebracht. Die neue Werkserie zeigt nun seine Wandlung vom Fotokünstler mit dem Auge eines Forschers zum malenden Fotograf.
Die Vorbereitungen für das WEF sind in vollem Gang als ich in Davos ankomme. Schon von weitem leuchtet mir ein explodierender, Feuer speiender Vulkan entgegen, den Hans Danuser (*1953, Chur) als Wink mit dem Zaunpfahl für das WEF — bezüglich die durch die Globalisierung forciert verursachten Klimaprobleme — an der Fassade des Kirchner Museums angebracht hat. Vom gegenüberliegenden Grandhotel Belvédère, in dem die meisten Teilnehmenden logieren, hat man eine optimale Sicht auf den Vulkan. Leiser geht es in den Innenäumen des Museums weiter. Fotografien des Eggbergs mit seiner markanten Lawinenverbauung in den verschiedensten Licht- und Nebelverhältnissen und die Werkserie mit rund 100 sogenannten Matographien korrespondieren mit dem grossformatigen Gemälde , 1919/20, von Ernst Ludwig Kirchner. Für beide Künstler bedeuten die Berge eine künstlerische Herausforderung und gleichzeitig ein vielschichtiges Experimentierfeld.
Die hier gezeigte Werkserie kreist um die zeichenhaften Berg- und Vulkanmotive. Das Ausgangsbild stellt die Ansicht des , 2017, in violetten Tönen dar. Angeregt durch die ausgeprägten Lawinenverbauungen entstanden in Kombination mit dem geometrisch-abstrakten Bildzeichen «Delta» umfangreiche Bildzyklen, die malerische Aktionen mit einer seriellen fotografischen Arbeit verschmelzen lassen. Dieses Symbol, das der Zürcher Mathematiker Andrew Barbour anlässlich einer Exkursion nach Graubünden 1991 mit einem Stock in den Schiefersand zeichnete, ist gemäss Danuser Auslöser für sein Projekt zu den abstrahierten Vulkanen. Nachdem Danuser die Zeichnung im Sand fotografiert hatte, verwendete er die Aufnahme in verschiedenen Formen, denen stets dasselbe Negativ zugrunde liegt. Dieses zeigt eine gleichschenklige Dreiecksform als Synthese des Delta-Symbols und von Bergspitzen. Den minimalen Motivvariationen liegen bald blaue Linien zugrunde, bald zeigen sie Schraffuren, die auf die Lawinensperren verweisen, bald sind sie mit roten oder blauen Farbtupfern übersät. Sie rekurrieren auf ein komplexes, von ihm seit den Neunzigerjahren eigens entwickeltes und patentiertes Foto-Farbverfahren, die «Matographie». Mit ihm malte Danuser rote, blaue und violette Linien auf das Fotopapier vor der Beschichtung der fotografischen Schwarzweiss-Emulsion. Charakteristisch dafür sind die Farben, die aus dem Hintergrund hervortreten und das Schwarzweiss durchbrechen. Die Disposition der im grossen Saal versammelten Blätter suggeriert Melodien und musikalische Rhythmen, insofern als das Delta-Zeichen den Bass und die Farbe deren Grundmelodie bildet. Damit hat Hans Danuser wiederum die Grenzen des Mediums Fotografie ausgereizt.
Hans Danuser. Die neue Form der Berge — Der Fujiyama von Davos, Kirchner Museum Davos, bis 28.4. www.kirchnermuseum.ch