DR.PHIl.I
KUNST- UND ARCHITEKTURHISTORIKERIN
AUTORIN
David Reed — «I'm trying to get closer but I'm still a million miles from you»

Angesichts des rasenden Tempos unserer Welt, der andauernden Informationsflut zwischen Fake News und minimalem Wahrheitsgehalt, ist es David Reed (* 1946, San Diego, lebt in New York) ein Anliegen, seinen Malprozess nur langsam zu entwickeln. Zumal der zeitliche Aspekt essentiell für seine Werkgenese ist: «It takes time to view a painting, and I want to make time part of the experience of my paintings.

David Reed begreift seine Malerei als einen Teil der Welt und der Stadt, daher ist ihm die Menge neuer Farben im Stadtbild und in den Medien aufgefallen. Reed nahm sie in seinen Werken auf, weil er unseren im digitalen Zeitalter veränderten Emotionen Rechnung tragen will und die Malerei ohnehin eine lange Geschichte der emotionalen Konnotation von Farben hat. Reed trägt sie schichtweise auf, und dynamisiert das Bildgeschehen mit  spontanen, imposanten Pinselstrichen, die jedoch in Schablonen geschnitten sind. Durch diesen Prozess sind die Texturen seiner Bilder meist glatt und flach.

Mit den Schablonen überlagert er neuerdings auch repetitiv querverlaufende, kurze, meist dunkeltonige Pinselstriche, welche sein Frühwerk prägten. Andernorts breiten sich bald leuchtend bunte, bald schwarz-grau-weisse Schleifen und Schwünge über den Malgrund aus. Die innerbildlichen Bewegungsabläufe interagieren mit malerischer Flächigkeit, die immer wieder illusionistische Tiefenräume offenlegt. Die äusserst schmalen und gelängten Bildformate reflektieren Reeds Verknüpfung von traditionellen Maltechniken mit neuen Medien, insbesondere mit filmischen Inszenierungen. Sie beflügeln seine Kompositionen. Die Eigenschaften der Filmleinwand, die Beleuchtung und Farbigkeit ihrer Bilder adaptiert Reed und überführt sie in die Malerei. Etwa, indem rhythmisch gesetzte, vertikale Bänder Filmstreifen evozieren. Auch an die Technik des Filmschnitts fühlt man sich zuweilen erinnert, an das kurze, fast unfassbare Aufflackern von «Störbildern» in einer Filmsequenz.

Die für die Ausstellung eigens hergestellten neuen Gemälde offenbaren die Quintessenz von David Reeds intensiver Beschäftigung mit Malerei seit seiner vom Minimalismus beeinflussten gestischen Abstraktion in den Siebzigerjahren in Kombination mit Bezügen zur europäischen und amerikanischen Kunstgeschichte. So fand er zu Werken von einer einzigartigen Ausdrucksform. Indem er sowohl die Malerei als auch unsere medial geprägten Sehgewohnheiten im digitalen Zeitalter, insbesondere der «Creative Machines», erkundet, gewinnen seine neuen Werke eine hohe Aktualität.

Galerie Häusler Contemporary, bis 12.1.2019