DR.PHIl.I
KUNST- UND ARCHITEKTURHISTORIKERIN
AUTORIN
1 x 100% ♀ Hanna Roeckle / Jocelyne Santos / Bardula / Serena Amrein

Die erste der Ausstellungsreihe «100% ♀» mit internationalen Künstlerinnen ist der geometrischen und konzeptuellen Kunst gewidmet. Neben Hanna Roeckle präsentieren Serena Amrein (*1964, Sursee), Jocelyne Santos (*1952, Paris) und Bardula (*1965) ihre Arbeiten, die sich durch formale Forschungen, Rhytmus und Strukturen auszeichnen. Während für Hanna Roeckle die Zeichnung eine Station auf dem Weg ist, tief in die Gehimnisse der kristallinen Konfigurationen einzudringen, ist sie für Serena Amrein als konstituierendes und bildprägendes Element sowohl eine Raumerkundung als auch ein Erkenntnismittel. Damit ringt sie um die Darstellung des Nicht-Darstellbaren. Auch die kristallinen Bilder auf Plexiglas der belgischen Künstlerin Bardula gehen auf geometrische Regelwerke zurück, die mit LEDs verstärkt, atmosphärische und räumliche Wirkungen erzeugen. Die Streifenbilder und die kubischen Holzobjekte der französischen Künstlerin Jocelyne Santos spielen mit Überlagerungen von Farbe und der Reflexion des Lichtes. Die Mitte des Ausstellungsraums nehmen zwei pfeilartig in die Höhe strebende Objekte von Hanna Roeckle ein. Die <Crystalline Needles>, 2018, erinnern wie ihr Name sagt, an Kristalle, die in einer Höhle entdeckt wurden. Je nach Lichteinfall entfalten sie ein effektvolles Spiel von changierenden Farben in Blau-, Kupfer-, oder in Grün- und Goldtönen. Ein ebenso geheimnisvolles Farbenspiel aus diversen schimmernden Farbtönen strahlt die Stele <Column gemini green>, 2015, aus. Sie thront auf einem hohen Sockel und besteht aus fünf liegenden, aufeinander gestaffelten, grünen Polyedern. Auch sie tendiert dazu, unendlich in die Höhe zu streben, können doch ihre Bestandteile unbegrenzt aufeinander gestapelt werden. Die Polyeder beruhen auf den Strukturen sowohl von Kaleidoskopbildern als auch von Kristallen und Quasikristallen. Eine quasikristalline Geometrie weisen Ornamente unzähliger orientalischer Bauten auf, welche in einer aperiodischen Struktur angeordnet sind. Diese spielt in der Arbeitsweise von Hanna Roeckle eine bedeutende Rolle, als sie gerne kaum zu bemerkende Irritationen einschmuggelt. Die einzelnen Polyeder korrespondieren wiederum mit den Wandskulpturen <Rosetta>, 2017/18. Dies veranschaulicht, dass alles im Schaffen der Künstlerin im Hinblick auf das Ineinanderwirken von Körpern und Raum miteinander verwoben ist. Dadurch entstehen durch die Verbindungen mit bereits vorhandenen Werken ständig neue Konstellationen.

1 x 100% ♀. Hanna Roeckle / Jocelyne Santos / Bardula / Serena Amrein. Galerie La Ligne Zürich, bis 18.4. www.galerie-la-ligne.ch

Hanna Roeckle. Configurations In Flow, BEGE Galerien ULM, bis 4.5.